26. Februar 2009

Doch nicht zurück in die Siebziger ...

Als Clive Barker vor über zwanzig Jahren mit seinen „Büchern des Blutes“ und vor allem seinem ersten Roman „Spiel des Verderbens“ Furore machte (gleich gefolgt von seinem Regiedebüt „Hellraiser“), hatte man so einen Karrierestart in der Phantastik-Szene noch nicht erlebt. Die Kritiker überschlugen sich, selbst im Feuilleton horchte man auf, und ich selbst war damals hin und weg. „Spiel des Verderbens“ dürfte bis heute einer der besten Horrorromane sein, und einige Kurzgeschichten in den „Büchern des Blutes“ – allen voran „Im Bergland: Agonie der Städte“ – sind Genreklassiker geworden. Meine Verehrung ging damals so weit, dass ich durch halb London marschierte, um eine William-Blake-Ausstellung zu suchen, nur weil Barker sie irgendwo empfohlen hatte.
Später blieb ich Fan von Barkers Filmen, „Nightbreed“ und „Lord of Illusions“, konnte aber mit seinen Büchern immer weniger anfangen. „Coldheart Canyon“ hatte eine tolle erste Hälfte, um dann rapide abzufallen, und einige der anderen habe ich gar nicht mehr bis zum Ende gelesen.
Dass nun einige Verfilmungen seiner Geschichten aus den „Büchern des Blutes“ herauskommen, ist trotzdem ein Grund zur Freude, und die erste, „The Midnight Meat Train“, hat meine Hoffnungen ganz und gar erfüllt. Fast so gut wie die Barker-Adaption „Candyman“, nur an wenigen Stellen ein wenig überdreht, ist das ernsthaftes, finsteres, vollkommen seriöses Horrorkino. Ich hatte den Film schon zweimal gesehen, und gestern schließlich ein drittes Mal mit Barkers Audiokommentar. Ich höre mir nur noch wenige Kommentare an, aber Barker erzählt fast immer interessant und offenherzig; so auch hier.
In Deutschland lässt der Film noch auf sich warten, aber ich bin schon gespannt auf die beiden nächsten Adaptionen „Dread“ und „Book of Blood“.

Ganz neu und ein ziemlicher Hammer ist auch der spanische „King of the Hill“, der es schafft, dem Subgenre Hinterwälder-jagen-Durchreisende einen neuen und ungeheuer spannenden Dreh abzuringen. In Zeiten, da ich den modernen Horrorfilm mit all dem Blödsinn á la „Hostel“ und Konsorten weitgehend abgeschrieben hatte, ist es um so schöner, wenn mal ein, zwei Filme daher kommen, die einen wirklich überraschen und, viel wichtiger, überzeugen.