29. März 2008

Ein wenig verspätet bin ich auf diese Kritik zum GELÜBDE-Film gestoßen, die einen Aspekt des Films auf den Punkt bringt, den die bisherigen Besprechungen außer Acht gelassen hatten - den Einfluss des Genrekinos der 70er Jahre. Dominik Graf und ich haben während der Dreharbeiten und davor mehrfach darüber gesprochen, über Nonnen-Exploitation, "The Wicker Man" (das Original, nicht das schlimme Remake) und italienische Horrorfilme. Und als ich DAS GELÜBDE zum ersten Mal gesehen habe, war genau das mein Eindruck. "Spiegel", "Zeit" und wie sie alle heißen, mögen allein das Glaubensdrama darin sehen - für mich war das Ganze von Anfang an ein nostalgischer Schritt zurück in die Siebziger und späten Sechziger. Ganz abgesehen davon, dass ich beim Schreiben des Romans noch sehr viel mehr alte italienische Horrorfilme angeschaut habe als heute. Ich erinnere mich, dass ich damals einen nie auf Deutsch erschienenen Film namens "La Donna del Lago" gesehen habe - zweimal auf Italienisch, ohne ein Wort zu verstehen -, dessen Herbstmotivik schnurstracks ins GELÜBDE Einzug gehalten hat. Beim GELÜBDE-Film geht der Einfluss über die Bildsprache und Thematik noch weiter bis hin zur Musik, die ganz bewusst die Soundtracks jener Zeit zitiert.

27. März 2008

Alexander Spreng, besser bekannt als Asp und Sänger-Songwriter der gleichnamigen Rockband ASP, hatte mir vor ein paar Jahren ein Päckchen mit mehreren CDs geschickt, weil er während der Arbeit am damals aktuellen Album einige meiner Bücher gelesen und gemocht hatte. Zwei Zitate aus meiner Antwort-Mail hat er nun in und auf ein Hardcover mit seinen Songtexten gedruckt. Zudem hatte er mich vorgestern zum Auftaktkonzert der aktuellen ASP-Tour durch Deutschland eingeladen, in den Bochumer Matrix-Club. Während sich im Saal an die tausend Leute aneinander quetschten, konnte ich mir das Spektakel vom Mischpult aus ansehen, was meine Ansprüche an künftige Konzertbesuche definitiv verdorben hat - mitten drin zu stehen und trotzdem Luft zum Atmen zu haben, hat einiges für sich. Mehr über ASP gibt es hier, dazu noch das aufwendige Stop-Motion-Video zur Single "Me":ASP vertonen im Moment gerade die Krabat-Sage, deren bekannteste Adaption Otfried Preußlers Roman sein dürfte. Hier noch ein inoffizielles Fan-Video des Titelstücks, mit Bildern des hübschen "Krabat"-Zeichtrickfilms aus den Siebzigern:

20. März 2008

Nach der Lesung auf der Buchmesse wurde ich gefragt, welche drei Bücher ich mit auf eine einsame Insel nehmen würde - und mir fiel nicht ein einziges ein. Nun denn, ich habe versprochen, mir noch eine Antwort fürs Journal einfallen zu lassen. Das Problem ist, dass ich Romane, die ich schon kenne, so gut wie nie ein zweites Mal lese - warum also sollte ich einen davon mit auf die Insel nehmen? Andererseits bin ich jemand, der auf jeder Bahnfahrt fünf Bücher mitschleppt, weil er sich nicht entscheiden kann, welches er denn nun im Zug lesen soll - was meist dazu führt, dass ich von jedem ein paar Seiten, aber wieder mal keines ganz lese. Meist kaufe ich dann noch in der Bahnhofsbuchhandlung ein, zwei dazu, die gleichfalls nur zuhause auf irgendwelchen Stapeln landen (so gerade geschehen mit Kehlmanns "Vermessung der Welt").

1) Mircea Eliade "Das Heilige und das Profane" - Weil in jede solche Aufzählung etwas gehört, das einen klug und belesen erscheinen lässt. Eines von Eliades umfangreicheren Büchern wäre sinnvoller, aber in "Das Heilige und Profane" fasst er seine Forschungen am besten und allgemein verständlichsten zusammen. Und ich werde ja, ähem, jagen müssen und nicht so viel Zeit zum Lesen dicker wissenschaftlicher Wälzer haben.
2) Tolstoi "Krieg und Frieden" - Nie gelesen, aber dann hätte ich endlich mal die Zeit und die Geduld dazu.
3) Schwierig. Tendenziell eines von meinen eigenen, um nicht zu vergessen, dass ich so was mal konnte, bevor ich kein Laptop mehr hatte und völlig aufgeschmissen war. (Bücher mit der Hand schreiben funktioniert bei mir nicht.) Aber das klingt so unbescheiden. Darum vielleicht doch lieber was, das ich früher toll fand. "Herr der Ringe"? "Elric von Melniboné"? Mythor-Hefte? Nein, eher nicht. "Jagen für Dummies" wäre angebracht (beliebig austauschbar mit "Bootsbau", "Hausbau" und "Pilzesammeln"). Ach je, ich weiß es nicht ... Wahrscheinlich würde ich es wie vor vielen Zugfahrten machen, wenn die Tasche zu schwer ist - einfach blind eines aus dem Stapel greifen, in der resignierten Gewissheit, dass es eh das falsche ist.

Übrigens weigere ich mich, Bücher zu lesen, die in die Badewanne gefallen oder anderweitig nass geworden sind (steife, verbogene Seiten umblättern verleidet einem doch arg den Spaß am Lesen), so dass ich es von vornherein mit einem grundsätzlichen Problem zu tun bekäme. Es sei denn, man landet á la "Lost" bequem aus der Luft am Strand.

12. März 2008

Wer zu einer meiner Lesungen auf der Buchmesse in Leipzig kommt (am Freitag und Samstag), kann mit ein wenig Glück ein sehr schickes SEIDE-UND-SCHWERT-Poster ergattern, das der Splitter-Verlag als Vorschau auf die Comic-Adaption im Herbst hat drucken lassen. Das Motiv sehr ihr unten, auf der Rückseite sind die ersten Seiten des Comics abgedruckt. Das Ganze hat immerhin Din-A-2-Größe, ist also halb so groß wie ein Kinoplakat, und wird bei beiden Lesungen gratis und zu einigen hundert Stück verteilt. Zudem sind die Poster ungefaltet und dürften, wie ich Splitter kenne, auf hochwertigem Papier gedruckt sein - also kein dünnes knittriges Ding, sondern eine ziemlich eindrucksvolle Sache, die recht schnell Sammlerwert haben dürfte.

11. März 2008

Violets Musik zum BUCH VON EDEN hat allseits gute Kritiken bekommen, was die Band um Bianca Stücker freuen dürfte, nachdem das Album mit einjähriger Verzögerung und allerlei unschönem Juristenkram endlich erscheinen konnte. Mittlerweile ist Violet mit dem "Book of Eden"-Programm auch auf Tour, teils begleitet von den Mitgliedern des KixTheaters, die Stimmungen des Romans szenisch zur Musik umsetzen. Bianca hat mir ein paar Fotos von einem der Auftritte geschickt:





10. März 2008

Ich weiß ja, ich wiederhole mich in meinem Enthusiasmus für Hörspiele - aber die ersten vier Folgen der ALCHIMISTIN, die ich mir in den vergangenen Tagen als Vorabversionen angehört habe, werden dem Roman nicht nur gerecht, sondern legen stellenweise wirklich noch eines drauf. Ich habe DIE ALCHIMISTIN und vor allem die Hauptfigur, Aura Institoris, immer für äußerst melancholisch gehalten (was ein Grund für die Beliebtheit des Romans in der Gothic-Szene sein könnte), hatte aber oft das Gefühl, dass viele Mainstream-Leser diese Sicht nicht unbedingt geteilt haben. Das war einer der Gründe, warum sie in der Fortsetzung DIE UNSTERBLICHE noch einsamer, nachdenklicher, anfangs tieftraurig gezeichnet ist. Yara Blümel, die die Aura im Hörspiel spielt, kommt vom Theater und hat den Charakter eins zu eins erfasst. Sie spricht Aura nicht einfach (wie das manchmal reinen Synchronsprechern im Hörspiel passiert), sondern scheint die Rolle wirklich zu durchleben - laut Simon hat man das auch während der Aufnahmen gespürt. Durch die fast sechs Stunden zieht sich eine wunderschöne "Grundtraurigkeit" (in Ermangelung eines besseren Begriffs), und das betont einen Teil der Geschichte, der im Roman womöglich dann und wann im Donner der Abenteuerelemente untergegangen ist. Ich habe manches Mal erwähnt, dass ich DIE UNSTERBLICHE immer lieber mochte als DIE ALCHIMISTIN, und das hatte gar nichts mit dem Plot zu tun, sondern nur mit Aura: Ihre Melancholie tritt in der Fortsetzung weit stärker zu Tage. Im Hörspiel aber ist sie nun auch im ersten Teil ganz klar herausgearbeitet, und wenn ich die letzten Sätze von Folge vier höre ("All die Sterne, dachte ich. Ich glaube, sie reden gerade über uns."), bekomme ich auch beim dritten und vierten Mal noch eine echte Gänsehaut. Das passiert einem Autor bei den eigenen Sachen nicht zwangsläufig und ist nur einer der ziemlich emotionalen Momente, die ich bei dem Hörspiel hatte.
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Um gleich beim Thema zu bleiben: Andreas Fröhlich hat letzte Woche das Hörbuch zu DSCHINNLAND, dem ersten Band der STURMKÖNIGE-Trilogie, eingelesen. Es erscheint parallel zum Roman im August auf sechs CDs. Am Telefon, kurz vor den Aufnahmen, hat Andreas mir einige Dinge zum Roman gesagt, die treffsicher in ein paar Sätzen zusammengefasst haben, was mir an dem Buch wichtig ist. Manchmal wird so etwas in der Branche unterschätzt: Ein Hörbuchsprecher sollte das Buch nicht einfach vorlesen, sondern interpretieren. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit dem Text, und Andreas kennt meine Bücher - und mich - mittlerweile gut genug, um auch die Details zu bewerten und in einen Zusammenhang zu setzen. Und auf Anhieb fällt mir sonst niemand ein, der sofort den Einfluss von Andrei Tarkovskys "Stalker" bemerkt hätte.

07. März 2008

So sieht er aus, der erste Band der neuen Trilogie. Womit der Arbeitstitel "Sabatea" nichtig wird und ich die Trilogie fortan beim Namen nennen kann: DIE STURMKÖNIGE. Der erste Band heißt DSCHINNLAND, hat knapp 400 Seiten und erscheint im August. Die Cover des zweiten und dritten Romans sind bereits fertig, allerdings fehlen noch die Titel. Sobald sie feststehen, setzte ich sie ins Journal.
Dem einen oder anderen mag auffallen, dass wir mit der Titelei diesmal den umgekehrten Weg gegangen sind: Den Trilogietitel groß in die Mitte, den Romantitel kleiner am unteren Rand (bei der WOLKENVOLK-Trilogie war es andersherum). Die Idee dahinter war, den Titel auch gleich als Logo zu etablieren. Übrigens handelt es sich bei der Abbildung oben um den Scan einer Farbkopie, was naturgemäß einiges von der Brillanz nimmt; so hat das Logo - jedenfalls in den bisherigen Versionen - einen leichten Silbereffekt. Autorenzeile und Untertitel sind weiß. Kleinigkeiten könnten sich noch ändern; der dicke Teppichreiter links wird wohl noch durch einen schlankeren ersetzt, sagte man mir.
Und so sieht die Skizze aus, die ich Ende letzten Jahres auf die Schnelle aus verschiedenen Elementen zusammengebastelt und zur ersten Coverbesprechung mit in den Verlag genommen hatte. Das Paar auf dem fliegenden Teppich stammt übrigens aus dem Titellogo des 30er-Jahre-Pulps "Magic Carpet". Das Ganze sollte nur in etwa klar machen, wie ich mir den Aufbau vorstellen könnte. Das endgültige Cover, das Nadine Littig gestaltet hat, hat damit zum Glück nur noch ansatzweise etwas gemein ...

03. März 2008

Der Herr neben mir ist der lettische Präsident Valdis Zatlers. Und natürlich bringe ich das Bild nur, um zu zeigen, wie unglaublich wichtig ich bin.
Die Wahrheit ist: Zatlers war bis zu seiner Wahl der Arzt meines lettischen Verlegers Juris Visockis und hat ihn jahrelang sportbedingt am Knie behandelt. Bis dahin waren sie per du, heute nennt Juris ihn "Herr Präsident". Und als Zatlers auf der Buchmesse in Riga mit seinem Tross aus Leibwächtern, Militärs und Journalisten anrückte, wurde er von Juris sofort zu meinem Podiumsinterview umgeleitet und zum Fototermin verpflichtet. Nach ein wenig Small Talk sagte er ins Mikrofon der Deutschen Welle ein paar Sätze über die kulturelle Zusammenarbeit zwischen Lettland und Deutschland, und dann war er auch schon wieder entschwunden.
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Gelandet bin ich am Samstag auf dem Frankfurter Flughafen mitten im Sturm Emma. War nicht so schlimm, wie man nach stundenlanger Verspätung des Fluges hätte erwarten können, aber schön war´s trotzdem nicht.
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Die besten neunzig Minuten Fernsehen, die ich seit langem gesehen habe, waren gestern Abend Sandra Maischbergers Porträt von Helmut Schmidt auf 3sat. Interessant, berührend und sehr, sehr eindrucksvoll.