31. Oktober 2008

Es ist Halloween, und beim Zähneputzen hörte ich heute im Radio, dass die Amerikaner ihre Horrorkostüme mehr und mehr gegen ein "sexy Outfit" eintauschen. Das klingt fast so grässlich wie rheinischer Karneval und wird deshalb hiermit zur Schlechten Nachricht Des Tages erklärt.
Daran beteiligen wir Freunde Der Hochliteratur uns natürlich nicht, deshalb gibt es hier zur Feier des Tages keinen lustigen Halloween-Kurzfilm oder Monstertrailer, sondern Christopher Walkens umwerfende Lesung von Edgar Allan Poes "The Raven". Das Ganze ist achteinhalb Minuten lang, zwangsläufig auf Englisch (mit karaokiger Texteinblendung) - und ist ein echter Hammer.
Happy Halloween!

23. Oktober 2008

Der erste Schwung von DSCHINNLAND-Rezensionen kam mit der Post, während ich auf der Buchmesse saß, und von der "Frankfurter Neue Presse" bis hin zur "Bild am Sonntag" sind sie alle erfreulich positiv. Dafür wundern mich zwei, drei maue Leserbesprechungen bei Amazon. Nicht, weil irgendwem die Gewalt nicht gefällt oder sonst ein Detail. Aber wenn eine Leserin schreibt, das Buch hätte kein Tempo, dann kratze ich mich am Kopf und sage ehrlich: Mehr Tempo kann ich nicht! DSCHINNLAND ist unter meinen Büchern dasjenige, das extrem auf Geschwindigkeit gebürstet ist. Versöhnlicher stimmt mich da der Vergleich eines anderen Lesers mit "The Fast and the Furious" auf fliegenden Teppichen - zwar ein blöder Film, aber Tempo hat er ja.
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Die Messe selbst kam mir, abgesehen von den beiden Publikumstagen, ein wenig ruhiger vor als sonst. Gut besucht war meine Signierstunde draußen im Signierzelt (einige hundert Leute, wovon niemand so richtig überzeugt war, weil es keine vorangegangene Lesung gab wie in der früheren Jahren), außerdem - jedenfalls für die Verhältnisse im Comiczentrum außerhalb von Manga-Veranstaltungen - die beiden Splitter-Termine zum WOLKENVOLK-Comic.
Ich habe zur Messe ein gespaltenes Verhältnis: Auf der einen Seite stöhne ich im Vorfeld darüber wie jeder in der Buchbranche (zu warm, zu voll, zu viele Erkältungsbazillen), auf der anderen Seite freue ich mich darauf, weil ich dort regelmäßig all die Bekannten und Freunde treffe, mit denen ich während des übrigen Jahres nur am Telefon spreche - oder gar nicht. Ich mag die Leipziger Messe nach wie vor viel lieber als die Frankfurter, was auch mit der tollen Stadt zu tun hat, aber insgesamt sind das immer ein paar Tage im Herbst, auf die ich nicht mehr verzichten möchte.
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Was die Messe an Aussichten auf neue Projekte gebracht hat (die irgendwann verwirklicht werden oder auch nicht): Eine geplante Zusammenarbeit mit Oliver Rohrbeck; neue Hörspiele nach älteren Geschichten; tolle Probeseiten einer weiteren Comic-Adaption, die einige Hoffnung auf mehr machen.

13. Oktober 2008

Dass Mišel Matičević für seine Hauptrolle im GELÜBDE und zwei weiteren Filmen den Deutschen Fernsehpreis gewonnen hat, freut mich nicht nur, weil es eine Verfilmung meines Romans ist - es freut mich ganz ehrlich auch für ihn, der viel zu lange auf Verbrecherrollen festgelegt war und trotz Hauptrollen in Prestigereihen wie "Blackout" und verschiedenen hochgelobten Fernsehfilmen bislang nie zu allgemeiner Bekanntheit gelangt ist. Womöglich ändert sich das jetzt. Wie ich ihn einschätze, ist Prominenz keines seiner vorrangigsten Ziele, aber verdient hat er sie allemal.
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Und dann Herr Reich-Ranicki ... Das Peinlichste an seinem Auftritt war nicht die Tatsache, dass da ein 88jähriger auf die Bühne geschoben wurde, der seine Chance genutzt hat, es noch mal allen zu zeigen - das kennt man von griesgrämigen Rentnern, die am Fenster sitzen und Falschparker aufschreiben. Auch nicht die Tatsache, dass er damit lediglich Arroganz, Sturheit und vermutlich auch eine Portion Altersverwirrung gezeigt hat (um so deutlicher, da er seine maßlose Überheblichkeit nicht mehr durch scharfen Intellekt kaschieren konnte). Das wirklich, wirklich Schlimme sind vielmehr die Reaktionen heute morgen in den Medien. Dass Elke Heidenreich verkündet, wie recht er habe, und überhaupt sei sie ja nur "aus Sympathie zu ihm" zur Gala erschienen; dass alle Kritiker ins Horn eines verbohrten Greises blasen und mal wieder das Fernsehen verdammen und ein besseres Programm fordern; dass sich die verwunderte bis verbissene Standing Ovation des Publikums bei Reich-Ranickis Bühnenabgang heute früh allen Ernstes auf Journalisten und andere Medienleute ausdehnt, mit dem Unterschied, dass die es ernst meinen (die Gesichter im Publikum sagten da ja etwas ganz anderes). Sicher, man mag alle Jahre wieder über das Programm schimpfen, sich wundern, dass Unfug wie RTLs "Jagd nach dem Schatz der Nibelungen" nominiert und "Deutschland sucht den Superstar" tatsächlich ausgezeichnet wurden. Aber vor einem Auftritt den Demutsknicks zu machen, der nichts anders war als pure Unhöflichkeit und Bösartigkeit, ist entlarvend opportunistisch. All das kindische "Ich auch, ich auch!"-Geschrei, das heute durch die Presse gellt, hat dieselbe Ursache wie so viel Schlechtes im Fernsehprogramm: Schnell auf den Zug aufspringen und nicht erkennen, dass er mal wieder in die falsche Richtung fährt.

07. Oktober 2008

Seit gestern bin ich zurück zuhause. Steffi und ich haben eine Woche lang die Schauplätze meines nächsten Romans bereist, sind in sieben Tagen über zweitausend Kilometer mit dem Mietwagen durch die Gegend gefahren - und nun sitze ich da und überarbeite Details der bereits fertigen ersten 90 Seiten, um sie an die echten Gegebenheiten vor Ort anzugleichen. Da die Geschichte in der Gegenwart spielt, ist solch eine Recherchereise um einiges sinnvoller als bei historischen Hintergründen; jedenfalls nach meiner Erfahrung. Waren vorher einige Orts- und Landschaftsbeschreibungen recht vage, werden sie nun sehr viel konkreter und authentischer. Ohne zu viel verraten zu wollen hier ein paar Fotos ... Hier spielt ein Teil des Showdowns ...... hier nicht, dafür sieht es ein wenig postkartiger aus ...
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Und hier noch die offiziellen Termine für die Frankfurter Buchmesse. Ich bin ab Mittwochnachmittag bis Samstag dort, die meiste Zeit wohl am Stand des Lübbe-Verlages.
Signierstunden finden alle am Samstag, dem 18. Oktober, statt:

11 Uhr: Signierstunde beim Splitter-Verlag (Halle 3.0, J 824)
12:30 Uhr: Signierstunde DSCHINNLAND im Signierzelt VOR dem Lesezelt
13:45 Uhr: Vorstellung des WOLKENVOLK-Comics mit Signierstunde (auf der Bühne im Comic-Bereich)
16 Uhr: Signierstunde DSCHINNLAND am Lübbe-Stand (Halle 3.0, C 142)