17. Februar 2009

Nachdem ich heute morgen zu allererst die fertigen Seiten des zweiten WOLKENVOLK-Comics Korrektur gelesen hatte, schien es ganz passend, mal den ersten chinesischen Martial-Arts-Film anzuschauen, den ich als Kind im Kino gesehen habe. Jahrelang konnte ich mich nur an eine einzige Szene erinnern: Ein Kämpfer überquert einen Fluss, indem einige Dutzend Shaolin-Mönche für ihn eine menschliche Brücke bilden. Ich hatte bereits das Internet und das „Lexikon des Eastern“ durchforstet, bis ich vor ein paar Monaten durch Zufall auf eine DVD stieß, auf deren Cover ein Foto von genau dieser Szene zu sehen ist. Der subtile Titel: "Der Todeshammer der Shaolin" (1978). Nun denn, heute also in den DVD-Player damit, und eine halbe Stunde habe ich tapfer durchgehalten – dann musste doch der Schnellvorlauf her, zumindest bis zur Flussüberquerung. Die ist dann tatsächlich nett gemacht, obwohl der Held nicht über die Köpfe der Mönche läuft, wie ich immer dachte, sondern doch nur über ihre Rücken... Trotzdem, mindestens zwei Elemente der WOLKENVOLK-Trilogie sind vermutlich auf diesen Film zurückzuführen: Die Brücke aus Perlschildkröten, auf der Niccolo den Lavastrom überquert – und etwas, an das ich mich nach bestem Wissen und Gewissen nicht bewusst erinnern konnte: Der Schurke des Films verfügt über die Waffe der „schwarzen Hand“, die er seinen Gegnern auf den Körper drückt und an deren Gift sie in der Folge sterben. Ob Nuguas „purpurne Hand“ unbewusst wirklich aus einem Film stammt, den ich mit circa zehn Jahren gesehen habe, weiß ich nicht – aber die Parallele ist schon auffällig.

Dieses Dosis Eastern reichte dann aber auch, und es ging zurück nach Europa. Narcisco Ibanez Serradors „Who can kill a child“ (1976) hatte ich vor Jahren einmal in einer kürzeren Fassung gesehen, aber ein zweites Anschauen bestätigt: Das ist einer der besten Horrorfilme der Siebzigerjahre. Ein Touristenpärchen kommt auf eine Insel vor der spanischen Küste, um festzustellen, dass dort die Kinder in einem kollektiven Amoklauf alle Erwachsenen ermordet haben. Klingt wie Stephen Kings „Children of the Corn“, ist aber einige Jahre älter und sehr viel raffinierter. Nicht nur verweigert sich der Film allen üblichen Horrorzutaten – er spielt durchgehend bei strahlendem Sonnenschein in einem pittoresken weißgekalkten Dörfchen -, sondern legt noch ein paar ziemliche Gemeinheiten oben drauf. Die Heldin ist hochschwanger, und irgendwann kommt der Augenblick, an dem sie unter Schmerzen realisiert: „Es ist eines von ihnen! Es zerreißt mich von innen!“ Und das tut es dann auch, ohne jeden Splatter, aber gerade deshalb um so effektiver. Sehr unheimlich, sehr spannend und kein bisschen gealtert.

Zuletzt ein Giallo: „Der Killer von Wien“ (1971) von Sergio Martino, solide italienische Thrillerware mit Edwige Fenech, die – das zeigt ein Interview im Bonusteil – dreieinhalb Jahrzehnte später noch attraktiver ist als damals. Ansonsten alles wie gehabt im Giallo-Genre, aber deutlich im oberen Drittel angesiedelt.