16. Februar 2009

Der Erfolg der James-Bond-Filme Mitte der Sechzigerjahre rief in Windeseile auch italienische, französische und spanische Produzenten auf den Plan, und überall rund ums Mittelmeer wurde innerhalb weniger Jahre ein Agentenfilm nach dem anderen heruntergekurbelt. Ich habe beschlossen, mir eine Reihe davon anzuschauen, und den Anfang macht einer, der vermutlich nicht mehr zu toppen ist: „Der Teufelsgarten“ (1968) ist einer der letzten Filme dieser Reihe, zu einer Zeit entstanden, als die meisten Italiener und Franzosen bereits in Spanien und Rom auf den nächsten Erfolgszug - den Spaghetti-Western - aufgesprungen waren.
Die Hauptfigur ist der Agent Coplan, dessen Auftritte in einer Romanserie von Paul Kenny bereits mehrfach verfilmt worden waren, jeweils mit wechselnden Hauptdarstellern. In „Der Teufelsgarten“ spielt Claudio Brook den Helden und sieht dabei ein bisschen aus wie Fred Ward. Man merkt dem Film an, dass er am Ende einer Welle steht – der Held wird demontiert, trägt die meiste Zeit über einen Arm in der Schlinge und ist alles andere als ein Möchtegern-Bond. Fast hat man den Eindruck, es hat ihn aus der Frührente nach Istanbul verschlagen – dorthin übrigens, wo ein Großteil der Euro-Agenten von damals ihr Unwesen trieb (exotisch, aber nicht zu teuer). So weit, so gut. Der Plot um, na ja, was auch immer, kommt nur langsam in die Gänge, aber das ist auch egal: „Der Teufelsgarten“ lebt von einer Atmosphäre, die meines Wissens kein anderen europäischer Agentenfilm – und das schließt die Bonds ein – hinbekommen hat. Istanbul sieht fantastisch aus, manchmal kippt die Stimmung fast Richtung Horrorfilm, einschließlich eines kurzen Abstechers ins Giallo-Genre. Und wenn das letzte Drittel irgendwo in den Bergen vor der syrischen Grenze spielt, in der Festung Alamut des Alten vom Berge (die eigentlich anderswo stand, aber was soll´s ...), dann wird aus einem kleinen netten Film richtig großes Kino. Warum heute kein Mensch mehr diese Drehorte nutzt, dürfte ein Rätsel bleiben. („Imperium der Wölfe“ fällt mir noch ein, aber auch er bespielt die türkische Landschaft nicht halb so gekonnt wie „Der Todesgarten“).
Als Ausreißer aus der Retro-Schiene und zum direkten Vergleich dazu gab´s danach „Traitor“, einen neuen Agentenfilm von 2008, der nach dem schrecklichen letzten Bond noch einmal unterstreicht, dass das Spionage-Genre heutzutage offenbar aussehen muss wie eine Mischung aus „24“ und „Syriana“. Das ist alles gut gemacht, recht aufwendig, solide geschrieben und gespielt, und trotzdem durch und durch mittelmäßig, weil nichts davon hängen bleibt. Sehen und vergessen. Morgen geht´s deshalb zurück in die Siebziger.