16. März 2007
Erst einmal ein paar runde Zahlen: Im Januar hatte diese Seite zum ersten Mal über eine Million Hits innerhalb eines Monats, erzeugt von über 30.000 unterschiedlichen Rechnern. Ich habe keine wirkliche Ahnung von solchen Statistiken, aber man hat mir gesagt, das sei viel. Und: Mit dem Verkauf der FLIESSENDEN KÖNIGIN an einen Verlag in Jerusalem werden meine Bücher nun in 25 Sprachen übersetzt.
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In anderthalb Wochen beginnen die Dreharbeiten zu DAS GELÜBDE. Vorgestern war ich am Drehort, einer Kleinstadt im Münsterland, wo gerade die Vorbereitungen in die heiße Phase gehen. Die Ankunft der beiden Hauptdarsteller habe ich um einen Tag verpasst (Infos zu den Schauspielern im Journal-Eintrag vom 15. Januar); das Set für Annas Kammer, in der viele Szenen des Romans und Films spielen, war gerade im Aufbau - auf dem Speicher einer historischen Gaststätte, in den derzeit allerlei neue Wände und Fenster eingesetzt werden. Auf dem Foto erklärt mir gerade Dominik Graf, der Regisseur und Drehbuchautor, wo Annas Krankenbett stehen wird (ich hatte den Ausstatter gebeten, ein paar mal auf den Auslöser zu drücken, während ich durch den Raum geführt wurde):
Für die Außenaufnahmen von Annas Haus wird ein Gebäude benutzt, das nur ein paar Meter weiter liegt, alles direkt am Kirchplatz, auf dem wiederum das große Finale mit über hundert Komparsen in historischen Kostümen gedreht werden wird. Moderne Elemente wie Kabel, Antennen und Fensterrahmen werden nachträglich digital entfernt bzw. verändert. Im Roman versinkt das Städtchen Dülmen in einer Flut aus Herbstlaub, von dem niemand so recht weiß, woher es kommt. Da der Film aus allerlei produktionstechnischen Gründen im Frühjahr gedreht werden muss, wurde aus dem Laub im Drehbuch roter Saharasand. Anders als im Roman tritt das Phänomen nicht gleich zu Beginn der Geschichte auf, sondern erst in der Mitte. Übrigens macht diese Änderung durchaus Sinn, zumal sie ein Stück weit historischer ist als meine Laubflut: 1816 gab es tatsächlich ein hohes (und damals vollkommen ungeklärtes) Aufkommen von Saharasand in Europa, was zu Missernten und Hungersnöten führte.
Neben einigen geplanten digitalen Effekten, die den ganzen Ort in roten Sand hüllen sollen, werden auch diverse Einstellungen praktisch - das heißt mit echtem Staub - gedreht. Die Überreste einiger Tests, für die roter Sand durch die Gassen geblasen wurde, sieht man auf dem nächsten Bild. (Kein spektakuläres Foto, zwangsläufig - die Probeaufnahmen, die ich später noch gesehen habe, sahen dagegen recht gespenstisch aus.)
Kostümfundus, Maske und alle handwerklichen Abteilungen sind in den beiden Etagen eines leerstehenden Supermarktes untergebracht, den die Produktion angemietet hat. Reihenweise stehen hier Ständer mit Kleidungsstücken des frühen 19. Jahrhunderts. Da das GELÜBDE-Budget für einen historischen Film vergleichsweise knapp ist, nahm ich an, dass die Kostüme aus einem Fundus wie Babelsberg stammen - was die Designerin Barbara Grupp jedoch gleich zurückwies: Jedes Stück wurde nach speziellen Entwürfen in Polen handgefertigt. (Übrigens las ich gerade in der Movie Data Base, dass sie schon 1970 die Kostüme für den Splatterfilm "Hexen bis aufs Blut gequält" entworfen hat - danach MUSS ich sie beim nächsten Mal fragen! Ich erinnere mich vage an Herbert Fux als Folterknecht. Und an Udo Kier. Und daran, dass für den Film Zombieszenen gedreht wurden, die später herausgeschnitten wurde ... Herrje, warum weiß ich so was?)
Hinter den Kostümständern liegt der Bereich der Maskenbildnerin, die - umgeben von ein paar Dutzend Porträts aus der Romantik - gerade Annas Haarteil anfertigte: Zuletzt schaute ich mir im Produktionsbüro noch ein paar Make-Up-Tests von Annas Stigmata an - alles recht explizit und angemessen unappetitlich. Sehr schön auch die Aufnahmen von Verbänden, die auf Kommando mit Blut und Lymphe durchsuppen ... teils arg heftig, was für den Film wohl noch zurückgeschraubt wird.
Derweil übten draußen vor dem Gebäude einige Komparsen, wie man als preußischer Soldat marschiert und einen Deserteur mit Knüppeln verprügelt.
Übrigens erfuhr Dominik Graf am selben Tag, dass er einmal mehr den Grimme-Preis gewonnen hat - seinen mittlerweile sechsten!
Im April fahre ich noch einmal zu den tatsächlichen Dreharbeiten, dann wird es hier wohl noch ein paar konkretere Bilder von Szenen, Kulissen und Schauspielern geben.