11. Dezember 2006
Es gab Zeiten, da fiel mir nichts leichter, als das Finale eines Romans. Den Showdown von SCHWEIGENETZ - circa 1993 - habe ich innerhalb weniger Tage geschrieben und kaum etwas anderes nebenbei gemacht. Aus dieser Zeit stammt noch immer mein persönlicher Rekord von 25 Seiten an einem Tag. Lang ist´s her. Heutzutage habe ich das Gefühl, dass ich für den letzten Teil eines Buches eine halbe Ewigkeit brauche. Auf meinen üblichen Seitenschnitt pro Tag komme ich nach wie vor - nur sitze ich Stunden länger daran als sonst, und das Schreiben selbst bereitet mir ein Vielfaches an Kopfzerbrechen. Ein Grund dafür liegt auf der Hand: Beim Finale einer 1200-Seiten-Geschichte müssen zahllose Dinge beachtet werden, auch weil hier ja nicht nur reiner Plot, also äußere Handlung, abgeschlossen wird, sondern auch die emotionalen Fäden aller Figuren zusammenlaufen bzw. aufgelöst werden müssen. Das ist kompliziert, gerade bei mehreren Hauptpersonen, und prädestiniert dazu, Dinge zu übersehen. (Wie stand gleich Nugua zu Wisperwind? Was bedeutet es für Niccolo, wenn Figur X Figur Y tötet? Und so weiter, und so weiter.) Also: Ich gräme mich gerade ein wenig, aber das gehört dazu, schätze ich. Interessant daran ist allemal, dass gerade Passagen, die auf den Leser sehr dramatisch und temporeich wirken sollen, quasi in Zeitlupe entstehen. Manchmal sogar als Standbild. Das sind die Momente, in denen ich ewig ums Laptop kreise, weil ich das Gefühl habe, jetzt eigentlich endlich mal die Geschichte weiterbringen zu müssen, tatsächlich aber den Kopf voll habe mit dem, was gerade im Inneren einer Figur abläuft. Dabei entstehen dann gern innere Monologe, die bei der Überarbeitung drastisch gekürzt oder ganz gestrichen werden. Und, was ebenfalls dazu gehört: Frust am Abend, weil ich das Gefühl habe, das war heute mal wieder gar nichts - um dann am nächsten Tag beim Korrigieren festzustellen, dass ein paar der besten Momente des Romans dabei herausgekommen sind.