23. April 2008

Ernst Vlcek ist gestorben. Als Urgestein der deutschsprachigen Phantastikszene seit den 60er Jahren und Chefautor von Serien wie "Mythor", "Dämonenkiller" und - viele Jahre lang - "Perry Rhodan", hat der Österreicher seine Erfolge vor allem innerhalb der Fan-Szene gefeiert. Ein Video-Interview mit ihm aus dem Jahr 2000 findet man hier. In sein Kondolenzbuch im Internet habe ich gestern diesen kurzen Eintrag gesetzt:

Ich habe noch immer alle Briefe, mit denen Ernst Vlcek vor rund 25 Jahren meine Leserbriefe zu “Mythor” und “Dämonenkiller” beantwortet hat. Damals, etwa mit 14, war Ernst für mich fast so etwas wie der Liebe Gott: “Exposéautor”, das klang exotisch, allmächtig und wahnsinnig beeindruckend. Derjenige, der die Geschicke meiner Lieblingslektüre “Mythor” lenkte. Der einige der - auch heute noch heute - großartigsten Konzepte der deutschen, ach was, internationalen Fantasy entworfen hat: Mythors Abenteuer sind für mich bis heute in ihrem Ideenreichtum ein Vorbild für meine eigene Arbeit als Autor. Der damals viel geschmähte Schattenzone-Zyklus, die Amazonenvölker der Südwelt, die fantastische Herrschaftsstruktur des Hexensterns - damals ging das manch einem Traditionalisten zu weit. Ich glaube bis heute, dass es - vom reinen Plot her - wenig Vergleichbares in der deutschen Phantastik gegeben hat. Ähnliches lässt sich über den “Dämonenkiller” sagen, der nach den beschaulichen Anfängen spätestens mit dem Auftauchen des Doktor Faustus und bald darauf den Wirren um Hermes Trismegistos weit über alle vergleichbaren Horror-Projekte jener Zeit emporragte. All das habe ich vor vielen Jahren gelesen und nur dann und wann noch mal hineingeschaut - aber die Namen, Begriffe und immer wieder die atemberaubenden Konzepte sind mir bis heute präsent. Ernst, den ich nur einmal persönlich getroffen habe und der beim Händeschütteln irgendwann meinte, nun könnte ich ihn aber eigentlich wieder loslassen, weil ich plötzlich wieder 14 und vollkommen “starstruck” war … Ernst, also, hat die Faszination des “sense of wonder” besser verstanden als viele seiner Weggefährten in den Siebziger und Achtziger Jahren. Vor allem hat er es vermocht, ihn an seine Leser weiterzugeben. Und wie ein paar andere jener Autoren ist er schlicht weg zur falschen Zeit (sprich: zu früh) auf der Bildfläche der deutschen Phantastik aufgetaucht, um wirklich große Erfolge zu feiern. Einigen seiner Fans wird es Fleißarbeit und Mühe abverlangen, dass ihn auch die jüngeren Leser schätzen lernen und in Erinnerung behalten. Das ist fast so traurig, wie die Tatsache, dass er es nun nicht mehr selbst tun kann. Autoren wie Ernst Vlcek brauchen nicht die Denkmalpflege der Klassiker - sie brauchen LESER. Für die hat er geschrieben, und die wird er hoffentlich auch noch lange Zeit nach seinem Tod erreichen.