15. April 2008

Viele haben es vermutlich schon in den News auf der Startseite entdeckt, aber für alle anderen auch hier noch mal der Hinweis, dass die ersten 46 Seiten des zweiten WELLENLÄUFER-Comics jetzt online sind. Der Ehapa-Verlag hat nach der Einstellung der Reihe seine Zustimmung gegeben, die bereits fertigen Seiten für einen begrenzten Zeitraum (bis Ende Mai/Anfang Juni) kostenlos ins Internet zu stellen. Die Seiten entsprechen der ersten Hälfte des geplanten zweiten Hardcovers bzw. Band 3 der ursprünglichen Softcover-Albenausgabe.
Ich habe ein neues Vorwort dazu geschrieben, das ein wenig mehr über die Hintergründe der Einstellung erzählt:

DIE WELLENLÄUFER dürfte eine der teuersten deutschen Comic-Produktionen gewesen sein. Die Rechte an erfolgreichen Roman gibt´s nicht geschenkt, die Künstler wurden – im Vergleich zu anderen heimischen Comics - ordentlich bezahlt, und die Tatsache, dass der erste Teil gleich zweimal erschienen ist, schlug ebenfalls mit tausenden Euro zu Buche. Als schließlich die Hardcover-Ausgabe erschien (nach dem Softcoveralbum der zweite Versuch, den Titel im Markt durchzusetzen), kam schon nach wenigen Tagen die Nachricht vom Verlag, die Reihe werde eingestellt. Offenbar war der Einverkauf in den Comic- und Buchhandel nicht hoch genug, um die massiven Kosten zu rechtfertigen.
Nun kann man argumentieren, dass die Kalkulation von Anfang an recht mutig war – und das meine ich durchaus positiv, denn es gibt in Deutschland kaum Verlage, die sich an solch ein Projekt wagen würden. Rechnen konnte sich das Ganze nur, wenn nicht nur die üblichen zwei-, dreitausend Alben in den Comicläden verkauft würden, sondern darüber hinaus noch eine erhebliche Menge im klassischen Buchhandel. Alle Beteiligten wussten, dass dies zum Stolperstein werden konnte: Buchhändler mögen meist keine Comics, aus welchem Grund auch immer, und Jugendbuchhändlerinnen können oft erst recht nichts damit anfangen. Das ist ein grundsätzliches Imageproblem des Mediums in Deutschland und natürlich auch ein altbekanntes. In Verbindung mit einem Vertrieb, dem es augenscheinlich nicht gelungen ist, die Buchhändler eines Besseren zu überzeugen, war es der Todesstoß für DIE WELLENLÄUFER.
Man muss Ehapa hoch anrechnen, dass sie das Experiment gewagt haben. Dass sie, nach dem mäßig verkauften Album, sogar einen zweiten Versuch gestartet haben, den Titel im Hardcover aufzuwerten und auf Buchhandlungsregale zuzuschneiden. Und schließlich, dass sie als anteiliger Rechteinhaber die Erlaubnis gegeben haben, die ersten 46 fertigen Seiten des zweiten Bandes, DIE MUSCHELMAGIER, für einige Wochen kostenlos ins Internet zu stellen.
Was wir hier haben entspricht dem, was ganz zu Anfang einmal als drittes Album geplant war – die erste Hälfte des zweiten Romans. Damit hat es die WELLENLÄUFER-Trilogie immerhin so weit ins Medium Comic geschafft wie ein anderer, nicht ganz unbekannter Fantasy-Dreiteiler: Die bis heute einzige Comic-Adaption des HERRN DER RINGE, Ende der Siebziger Jahre, wurde ebenfalls genau in der Mitte unterbrochen und nie mehr fortgeführt. Man könnte argumentieren, dass es der Geschichte um Frodo und Gandalf nicht geschadet hat und später ja noch die eine oder andere visuelle Adaption Siegeszüge feierte. Auch DIE WELLENLÄUFER ist keineswegs am Ende – 2009 wird eine aufwändige Hörspiel-Adaption erscheinen (vom Studio Stil, die bereits meine VATIKAN-VERSCHWÖRUNG und DIE ALCHIMISTIN umgesetzt haben), die Buch- und Hörbuchausgaben verkaufen sich weiterhin ganz wunderbar, Auslandslizenzen werden nach wie vor in die ganze Welt vergeben und Filmproduzenten fragen mit schöner Reglemäßigkeit an (um – bisher - nach den ersten Finanzierungsplänen den Schwanz einzuziehen). Dazu kommt ein hübsches Spin-Off, das Hörspiel DER KLABAUTERKRIEG, das von Walkers und Buenaventures erster Begegnung erzählt, und Ende 2008 als Doppel-CD erscheint.
DIE WELLENLÄUFER sind also alles andere als tot, und niemand ist so gespannt wie ich, in welche Piratengewässer es Jolly, Munk und Griffin noch verschlagen wird.