31. Dezember 2007

Auf die Schnelle, zwischen Abendessen und Nichtstun: Allen einen guten Rutsch und - vorgreifend - ein gesundes neues Jahr. Als eingeschworener Silvesterverweigerer stehen die Chancen gut, dass ich Mitternacht in ein paar Stunden verschlafe. Wie schon im letzten Jahr. Wenn man erst einmal über den Punkt hinweg ist, an dem man meint, Silvester etwas unternehmen zu müssen, ist die totale Antihaltung mit absoluter Wurschtigkeit das Allerangenehmste.
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Heute habe ich nach langer umzugbedingter Pause wieder an SABATEA Band 2 weitergeschrieben. Neun Seiten inklusive Wieder-in-die-Figuren-hineinfinden und Sich-erinnern-wer-was-weiß-und-warum sind ein ganz guter Schnitt. Ich denke, dass ich Ende Januar mit dem zweiten Band durch bin. Und auch wenn es im Forum erstaunlicher Weise noch keine Rückmeldungen zum KLABAUTERKRIEG gibt, habe ich mir fest vorgenommen, zwischen SABATEA 3 und dem nächsten Jugendbuch-Projekt im Sommer ein weiteres Hörspiel einzuschieben. Der WDR jedenfalls ist willig.

21. Dezember 2007

Das neue Haus ist bezogen, das meiste eingeräumt, einschließlich der Bibliothek - was ein wenig prätentiös klingt, aber es sind nun mal zwei Räume mit Reihen aus Bücherregalen, einem Sofa und meinem alten "Cosmic Alien"-Videospielautomaten aus den Siebzigern. Dafür musste der hübsche "Jungle Queen"-Flipper weichen, den ich als Kind mal zu Weihnachten bekommen habe und der seit vielen Jahren hoffnungslos hinüber war. Sechs Möbelpacker haben zwei Tage lang ohne Murren hunderte von Bücherkisten geschleppt, und der Telefontechniker entpuppte sich als Betreiber von Europas größter Website zum Thema "Star Wars"-Schwertkampf - was will man mehr? Motte hat noch Probleme mit den diversen glatten Holztreppen, aber das dürfte sich legen, wenn Anfang Januar Teppich auf die Stufen kommt. Mein morgendlicher Hundespaziergang führt durch die engen Gässchen der Altstadt zum Wassergraben am Ortsrand, und auch das ist genauso idyllisch, wie es klingt. So weit also alles neu und toll und aufregend.
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Und mit noch mehr Euphorie geht es weiter: Am Montag habe ich zum ersten Mal den fertigen KLABAUTERKRIEG gehört. Piratiger geht´s kaum, das ist exakt auf den Punkt produziert und inszeniert. Ich bin sehr, sehr begeistert. Neben den alten Bekannten aus der WELLENLÄUFER-Trilogie - Walker und Buenaventure und, in einem Gastauftritt, dem Geisterhändler - begegnen wir hier zum ersten Mal Soledads Vater, dem Piratenkaiser Scarab, außerdem diversen Neuzugängen im Wellenläufer-Kosmos: dem undurchsichtigen Captain Salamanca; Gouverneur Greyshade, dem Herrn der Scherbengruben von Antigua; dem Geist von Walkers Mutter Kindra; einem sprechenden Schrumpfkopf; und der legendären Tränennixe, die all das Salz in die Ozeane weint. Einige hundert Klabauter gibt´s gratis dazu.
Zu hören ist das Ganze am ersten und zweiten Weihnachtstag (siehe unten) im Radio auf WDR 5 und als Livestream hier.

12. Dezember 2007

Seit Wochen packen Steffi und ich Kartons - morgen und übermorgen findet der Umzug ins neue Haus statt. Mein Speicher bzw. Arbeitszimmer sieht aus wie das letzte Bild aus "Jäger des verlorenen Schatzes". Von den insgesamt über 400 Kartons sind rund 300 voll mit Büchern, Comics und DVDs. Im Augenblick bin ich froh über jedes Buch, das ich nicht habe; aber heute kamen schon wieder vier Päckchen bei der neuen Adresse an. Immerhin konnte ich damit schon mal die ersten Bücher in die brandneuen Regale stellen (u.a. die "Inkal"-Gesamtausgabe von Moebius und Jodorowsky und - aus Nostalgie und Neugier - den ersten Band des neuen "Dark Crystal"-Comics). Das neue Haus ist größer, schöner, halb alt, halb neu, und liegt mitten in einer historischen Altstadt aus engen Gassen. Außerdem habe ich neben meinem Arbeitszimmer jetzt einen kompletten Raum als reine Bibliothek. Ich wollte ein Foto von den Kartonbergen ins Journal stellen, aber das USB-Kabel ist schon eingepackt. So die Telekom will bin ich nächste Woche wieder online und melde, wie´s gelaufen ist.
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Am Montag findet in den WDR-Studios für Redaktion, Regie und Autor das offizielle "Abhören" des KLABAUTERKRIEG-Hörspiels statt. Hier noch mal die Sendedaten zu Weihnachten:
Teil 1/ca. 50’
25. Dezember Di 14:05 WDR 5
Teil 2/ca. 50’
26. Dezember Mi 14:05 WDR 5

06. Dezember 2007

Hänge ich mich mal aus dem Fenster und behaupte, "Der Goldene Kompass" wird nicht genug Geld einspielen, um die Teile 2 und 3 zu rechtfertigen. Vielleicht werde ich schon am Wochenende widerlegt und New Line kündigt vollmundig die Fortsetzung für 2009 an. Warum ich aber glaube, dass der Film nur mäßig laufen wird? Nun, er ist weder besonders gut, noch besonders schlecht. Der Roman ist toll, eines der schönsten Fantasybücher der letzten zwanzig Jahre. (Leider gilt das m.E. nicht für die Bände 2 und 3, aber das ist ein anderes Thema.) Der Film - aufwendig ausgestattet, hervorragend besetzt, okay inszeniert - wurde eindeutig im Schnitt und durch Nachdrehs vermurkst. Schnitt heißt in diesem Fall: In dem Bemühen, die komplexe Exposition unterzubringen (was in den ersten Szenen noch gut gelingt, wenn auch holprig: Jeder Dialogsatz eine Information für den Zuschauer), hat man dafür auf alle Emotionen gänzlich verzichtet. Und bleibt trotzdem noch einen Großteil der Erklärungen schuldig. Lyra mögen wir nur, weil Dakota Blue Richards sie gut spielt, aber wir erfahren wenig über ihre Gefühlswelt. Die meisten anderen haben überhaupt keine emotionalen Hintergründe mehr: Lord Asriel? Mrs. Coulter? Der Aeronaut? Alles leere Hülsen. Die Hexen sind hübsches Dekor, aber über sie wird exakt nichts mehr erzählt. Und die Eisbären? Na ja. Schön animiert, aber noch mehr Staffage als die Fabelwesen in "Narnia".
Im Fotobilderbuch zum Film sieht man noch, wie das Ganze ursprünglich ausgesehen hat: Da kam das Duell um den Eisbärenthron nach der Schlacht um Bolvangar (jetzt findet es davor statt), was den Bären einen höheren Stellenwert in der Gesamtdramaturgie zugebilligt hätte. Mal ganz abgesehen von dem Original-Ende mit Lord Asriel und den Nordlichtern, das im Fotobuch gleichfalls auftaucht, aber nachträglich aus dem Film entfernt und für Teil 2 aufgehoben wurde. Oder für die DVD, falls Teil 2 gar nicht mehr gedreht wird.
Exemplarisch für alles, was mit dem Film nicht stimmt, ist der Banditenüberfall auf Lord Asriel im Eis. Offensichtlich ein Nachdreh, der eingefügt wurde, um schon weiter vorn ein bisschen Action zu veranstalten - was man ja nun auch arg deutlich daran merkt, dass die Szene hinten nicht mehr aufgelöst wird. In einem Voice Over (allzu oft ein Anzeichen für dramaturgisches Flickwerk im Nachhinein) erzählt Mrs. Coulter doch allen Ernstes, Asriel habe die Banditen bestochen und sei so wieder freigekommen. Was wir nicht zu sehen bekommen und auch ansonsten keinen Sinn macht, da damit die Bösewichte des Films (die Banditen arbeiten ja für das Magisterium) ganz einfach durch Bestechung überwunden werden können. Mal abgesehen davon, dass das Magisterium auch ansonsten nie als greifbare Bedrohung auftritt, sondern diese Bedrohung immer nur behauptet wird.
Was den Film aber eigentlich an den Kinokassen nach ein paar ersten guten Tagen abstürzen lassen müsste, ist die Tatsache, dass ihn jemand, der das Buch nicht kennt, einfach nicht verstehen kann. Pullman verzettelt sich in den späteren Bänden ziemlich eitel in seinen eigenen metaphysischen Regeln, aber in Band 1 funktionieren sie einigermaßen gut. Abgesehen von ein paar Kleinigkeiten, die er im Buch geschickt überspielt, die der Film aber um so deutlicher macht: Wie funktioniert das Alethiometer tatsächlich? Zeige mir einer den Zuschauer, der das ohne das Buch verstanden hat (und auch da war es schon fragwürdig). Und, schlimmer noch: Was ist der Staub? In den Büchern werden die Erklärungen später nachgeliefert, im Film taucht eigentlich nur der Begriff auf. Wird der gemeine Weihnachtsfantasyfilmgucker da wirklich mitgehen?
Aber vielleicht zieht die auf "Narnia" getrimmte Werbekampagne doch und für New Line wird alles gut. Der Erfolg steht und fällt mit der Werbewirksamkeit des Eisbären. Vielleicht funktioniert´s. Aber am Film selbst dürfte das nicht liegen. Warten wir also auf den unvermeidlichen Director´s Cut, in dem vielleicht wieder alles länger und besser ist. Und bei aller Ehrfurcht vor der Leistung Peter Jacksons mit dem "Herrn der Ringe": Das haben wir nun leider ihm zu verdanken.

05. Dezember 2007

Der Ticketvorverkauf für meine Lesung während der lit.Cologne hat begonnen. Ort und Zeit:
Sonntag, 2. März, Mayersche Buchhandlung (Schildergasse, Köln), 18 Uhr
Während der zehn Tage fahren die Organisatoren mal wieder eine Menge interessante Namen auf. Mehr dazu hier.