19. Februar 2007

Ich bin in New York. Aus dem Fenster meines Zimmers schaue ich auf den verschneiten Central-Park. Mein erster Tag ist zugleich mein "day off", so steht es in meinem Tourprogramm; allerdings fahre ich gegen vier weiter nach Philadelphia, wo dann der Ernst der Reise beginnt: drei bis vier Lesungen pro Tag, in Schulen, auf Englisch, ohne Übersetzer. Das dürfte interessant werden (um es einmal hoffnungsvoll auszudrücken). Danach komme ich zurück nach New York, zu weiteren Lesungen, zwei Auftritten in Buchhandlungen und einem Besuch bei meinem Verlag Simon & Schuster, ehe es am Wochenende weitergeht nach Washington und schließlich wieder nach Hause.
Gereicht hat es heute trotzdem zu einem Spaziergang im Park (der blaue Himmel täuscht darüber hinweg, dass es hier saukalt und beißend windig ist), zu einem Abstecher in ein paar Buchhandlungen und einer Runde durch den Shop des Museum of Modern Art (nicht aber ins Museum selbst, vor dem schon am Morgen eine endlose Menschenschlange anstand).
Im Gegensatz zu meiner US-Tour vor knapp zwei Jahren, bei der ich vor allem Buchhändlern vorgestellt wurde und Gutwetter für die bevorstehende Veröffentlichung der FLIESSENDEN KOENIGIN machen sollte, wendet sich das Ganze diesmal direkt an die Leser. Während ich in Deutschland so gut wie gar nicht mehr in Schulen auftrete, hat mich der Verlag hier in Amerika quasi zwangsverpflichtet. Dabei hatte ich die Wahl: Jeweils ein Auftritt pro Schule vor bis zu zweihundert Schülern, oder mehrere Veranstaltungen mit kleineren Gruppen von dreißig bis fünfzig Schülern. Leichtsinnigerweise habe ich mich damals für die zweite Möglichkeit entschieden - was mir nun ein wenig leid tut. Entweder ist mein "th" nach einer Woche und über einem Dutzend Lesungen perfekt, oder ich habe schon nach den ersten Tagen einen Krampf in der Zunge. Übrigens lese ich aus DAS STEINERNE LICHT bzw. THE STONE LIGHT, das Anfang Januar in den USA erschienen ist und zumindest im gigantischen Barnes & Nobles am Union Square gut platziert ist (siehe unten). Die Szene, die ich ausgesucht habe, ist dieselbe, die ich auch bei den Veranstaltungen in Deutschland gelesen habe: Merle, Winter und Vermithrax geraten gleich nach ihrer Ankunft in Axis Mundi in einen Pulk spinnenartiger Lilim; Merle stürzt vom Rücken des Obsidianlöwen, wird aber von einem Lilim gerettet, der sich für sie opfert.
In den kommenden Tagen werde ich mich - so Zeit und Ethernet mitspielen - regelmäßig melden und Bericht erstatten.