28. Februar 2007

Zurück in Deutschland. Zwei Wäschekörbe voller Post sind schon halbwegs gesichtet und auf diverse Stapel sortiert. Viel zu viele neue Bücher, die ich irgendwann bestellt habe und wahrscheinlich niemals lese.
Abschließend zum Thema USA-Tour noch ein paar Bilder vom letzten Tag aus zwei Schulen in Washington und eines von einem ziemlich müden Autor in der Lobby des Parker Meridien Hotels in New York.


26. Februar 2007

Okay, keine Fotos heute. Ich sitze am Flughafen in Washington und warte auf meinen Rückflug. Heute morgen und mittag die letzten drei Veranstaltungen in Schulen in Georgetown und Arlington absolviert; von der letzten Schule aus ging es dann geradewegs zum Flughafen. Von der Stadt habe ich nichts gesehen, nur mein Hotelzimmer, das Hotelrestaurant und ein paar noblere Wohnviertel auf dem Weg zu den diversen Schulen. So toll es klingt, eine US-Tour zu machen - ein Sightseeingurlaub ist das definitiv nicht. Dafür war das Feedback von Bibliothekaren, Buchhändlern und Lehrern offenbar sehr gut, schreibt Lila, mein "Publicist" vom Verlag, gerade in einer E-Mail und kündigt schon mal an, dass sie mich für die nächste Tour einplant. Wann? Keine Ahnung.
Gestern, bei meiner Ankunft in Washington, tobte ein Schneesturm, der zeitweise allen Flugverkehr lahmgelegt hat. Hatte schon üble Befürchtungen für heute. Darum meinen dicksten Pullover angezogen. Und NATÜRLICH ist es heute warm wie die Hölle, der Schnee schmilzt - dafür sollte immerhin die Maschine pünktlich sein.
Zu Hause in Deutschland haben die konkreten Vorbereitungen vor Ort für die GELÜBDE-Dreharbeiten begonnen. Ich muss zusehen, dass ich in den nächsten zwei, drei Wochen mal vorbeischaue. Außerdem findet in den nächsten Tagen eine neue Drehbuchbesprechung in Sachen SIEBEN SIEGEL statt. Falls ich die nächsten Tage nicht durchschlafe, heißt das. Und dann sind da noch all meine Notizen und Stichworte für den nächsten Roman, die jetzt komplett abgetippt sind und sich in den nächsten ein, zwei Wochen hoffentlich auf wundersame Weise in ein erstes Exposé verwandeln. Wollte eigentlich gerade eben damit anfangen, aber stattdessen tippe ich dies hier. Auch gut.

23. Februar 2007

Nach vier Tagen hat sich Routine eingestellt. Ich werde von Manhattan aus zu Schulen gefahren, allerlei Leuten vorgestellt, lese vor Schülergruppen - mal in der Bücherei, mal im Auditorium -, beantworte Fragen, und weiter geht´s zur nächsten Schule. Zwischendurch kurze Stipvisiten in Buchhandlungen zum Signieren hoher Bücherstapel, und abends hundemüde zurück ins Hotel. Neu ist immerhin die Erfahrung, mal auf einer Bühne neben der US-Flagge zu sitzen. Wer hätte das gedacht.
Gestern war ich in Upstate New York - dem ländlichen Teil des Staates, der eigentlich schon New England ist -, wo es dann auch aussah wie in einem Stephen-King-Roman. Übrigens lese ich gerade "Heart-Shaped Box" von Joe Hill, der, wie man mittlerweile weiß, Stephen Kings Sohn ist; und ungefähr so schreibt, wie King in seinen besten Richard-Bachman-Romanen. Tolles Buch, besser als alles, das ich vom Vater seit Jahren (an)gelesen habe.
Heute keine Schulbesuche. Der geplante Ablauf: Begrüßung im Verlag mit kurzer Rede vor der versammelten Belegschaft, danach ein Fernsehinterview mit einem Kindersender, dann, am frühen Abend, eine Lesung in Brooklyn.
Mein Schlafrythmus ist noch immer nicht ganz in Amerika angekommen und wird sich wohl genau dann umgestellt haben, wenn ich wieder nach Hause fliege. Während ich tippe, schaue ich in der Häusserschlucht gegenüber ein paar Fensterputzern zu, die im 30. Stock an einer Glasfassade hängen. Im Haus daneben baut ein Fotograf seine Ausrüstung in einem Studio auf. Ein Zimmer weiter sitzen Männer in Anzügen um einen Konferenztisch. Eben ist einer von diesen Luftballons am Fenster vorgeflogen, an die man Postkarten hängt. Spiderman habe ich noch nicht nicht gesehen. Wäre aber nett.

20. Februar 2007

Das war dann doch eine ziemliche Überraschung: Die Schule in Philadelphia, in der ich heute meine drei ersten Lesungen gehalten habe, hatte nichts, aber auch rein gar nichts mit den amerikanischen Schulen zu tun, wie man sie aus Filmen und Fernsehserien kennt. Untergebracht in einem historischen Gebäude, mit Teppich in allen Gängen und Räumen (gibt es das in Deutschland?), kleinen Klassen (oft nicht mehr als 15 Schüler/innen), Schuluniformen wie in England und Klassenräumen, die mit Krimskrams und Krempel vollgestopft waren wie Kinderzimmer, war das schon etwas anderes, als die üblichen San-Fernando-Valley-Schulen à la Hollywood. Vermutlich hat es der Verlag wohl auch besonders gut mit mir gemeint, mich zum Anfang erst einmal in eine Privatschule zu schicken. Entsprechend angenehm liefen die Lesungen; anschließend gab es Sandwiches von der Schulköchin und eine kurze Sightseeingtour durch Philadelphia mit meinem lokalen "Media Escort" Trudy. Tatsächlich gibt es in den USA Agenturen, die sich darauf spezialisieren, Autoren auf Lesereise in den entsprechenden Städten durch die Gegend zu kutschieren, zum Essen auszuführen und ihnen in den wenigen Stunden, die einem in der Regel bleiben, die örtlichen Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Zum ersten Mal habe ich das vor zwei Jahren in Portland erlebt (damals war der nächste Autor auf der Liste des "Escort" übrigens Bruce Campbell, Hauptdarsteller aus "Tanz der Teufel, der gerade einen Roman veröffentlicht hatte und den ich dann doch gern mal getroffen hätte).
Eigentlich wollte ich am Abend noch einmal durch die Innenstadt von Philadelphia laufen. Stattdessen bin ich am späten Nachmittag in meinem Hotelzimmer im Four Seasons eingeschlafen und erst um zwei Uhr nachts - ungefähr vor einer Stunde, hier ist es jetzt um drei - wieder aufgewacht. Merkwürdigerweise macht mir die Zeitumstellung diesmal weitaus mehr zu schaffen als beim letzten Mal.
In ein paar Stunden geht es weiter nach Newark in eine Borders-Filiale (eine der beiden Riesenketten des US-Buchhandels, vergleichbar mit Thalia) und die nächste Schule, dann wieder zurück nach New York.

19. Februar 2007

Ich bin in New York. Aus dem Fenster meines Zimmers schaue ich auf den verschneiten Central-Park. Mein erster Tag ist zugleich mein "day off", so steht es in meinem Tourprogramm; allerdings fahre ich gegen vier weiter nach Philadelphia, wo dann der Ernst der Reise beginnt: drei bis vier Lesungen pro Tag, in Schulen, auf Englisch, ohne Übersetzer. Das dürfte interessant werden (um es einmal hoffnungsvoll auszudrücken). Danach komme ich zurück nach New York, zu weiteren Lesungen, zwei Auftritten in Buchhandlungen und einem Besuch bei meinem Verlag Simon & Schuster, ehe es am Wochenende weitergeht nach Washington und schließlich wieder nach Hause.
Gereicht hat es heute trotzdem zu einem Spaziergang im Park (der blaue Himmel täuscht darüber hinweg, dass es hier saukalt und beißend windig ist), zu einem Abstecher in ein paar Buchhandlungen und einer Runde durch den Shop des Museum of Modern Art (nicht aber ins Museum selbst, vor dem schon am Morgen eine endlose Menschenschlange anstand).
Im Gegensatz zu meiner US-Tour vor knapp zwei Jahren, bei der ich vor allem Buchhändlern vorgestellt wurde und Gutwetter für die bevorstehende Veröffentlichung der FLIESSENDEN KOENIGIN machen sollte, wendet sich das Ganze diesmal direkt an die Leser. Während ich in Deutschland so gut wie gar nicht mehr in Schulen auftrete, hat mich der Verlag hier in Amerika quasi zwangsverpflichtet. Dabei hatte ich die Wahl: Jeweils ein Auftritt pro Schule vor bis zu zweihundert Schülern, oder mehrere Veranstaltungen mit kleineren Gruppen von dreißig bis fünfzig Schülern. Leichtsinnigerweise habe ich mich damals für die zweite Möglichkeit entschieden - was mir nun ein wenig leid tut. Entweder ist mein "th" nach einer Woche und über einem Dutzend Lesungen perfekt, oder ich habe schon nach den ersten Tagen einen Krampf in der Zunge. Übrigens lese ich aus DAS STEINERNE LICHT bzw. THE STONE LIGHT, das Anfang Januar in den USA erschienen ist und zumindest im gigantischen Barnes & Nobles am Union Square gut platziert ist (siehe unten). Die Szene, die ich ausgesucht habe, ist dieselbe, die ich auch bei den Veranstaltungen in Deutschland gelesen habe: Merle, Winter und Vermithrax geraten gleich nach ihrer Ankunft in Axis Mundi in einen Pulk spinnenartiger Lilim; Merle stürzt vom Rücken des Obsidianlöwen, wird aber von einem Lilim gerettet, der sich für sie opfert.
In den kommenden Tagen werde ich mich - so Zeit und Ethernet mitspielen - regelmäßig melden und Bericht erstatten.

11. Februar 2007

Einer der Vorteile dieses neuen Journal-Programms - neben der nicht zu unterschätzenden Möglichkeit, Hunde mit Hut abzubilden - ist die Tatsache, dass "Februar" in der Überschrift nun endlich mit R geschrieben wird. Im alten Programm wurde das Datum automatisch eingetragen, und es hatte die Angewohnheit, das R zu verschlucken. "Febuar". Lehrer kennen das vermutlich aus Klassenarbeiten.
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Die Anime-Phase ist ebenfalls überwunden, ich widme mich wieder dem Ernst des Lebens - sprich: Ich arbeite am nächsten Buch. Vom Schreiben bin ich noch weit entfernt, aber schon seit Monaten sammele ich Ideen. Obwohl die Geschichte bei Lübbe erscheinen wird, wie schon DAS BUCH VON EDEN und HERRIN DER LÜGE, wird sie kein historischer Roman. Nicht historischer jedenfalls als etwa die Wolkenvolk- oder Wellenläufer-Trilogien. Der Hintergrund steht seit Monaten fest, seitdem sammele ich Ideen, Stichworte, das ganze Programm. Ich habe zig Seiten voll mit Notizen, vor allem zum Fantasy-Aspekt des Ganzen. Was ich allerdings derzeit - seit ungefähr einer Woche - mache, hat mit Phantastik herzlich wenig zu tun. Heißt: Ich mache mir intensiv Gedanken über die Hauptfiguren. Was ich früher oft nebenbei betrieben habe, um dann erst beim Schreiben zu sehen, wohin genau sich die Figuren entwickeln. Diesmal gehe ich anders vor, arbeite ganz gezielt vorab an Motivationen und Charakteristika, erstelle Listen, verwerfe wieder, finde neue Aspekte, verknüpfe sie mit alten usw. Das läuft weniger theoretisch ab, als es hier klingt. Weil ich mir in den Kopf gesetzt habe, die Hauptfiguren gänzlich anders zu führen als all die jugendlichen Protagonisten in meinen letzten Büchern, schaue ich mir zum ersten Mal seit langem wieder ganz bewusst an, wie andere Autoren und Filmemacher mit erwachsenen Figurenkonstellationen arbeiten. Seit ein paar Tagen sehe ich mir jeden Howard-Hawks-Film an, den ich in die Finger bekomme (und es gibt erschrcken wenige auf DVD), lese Interviews mit ihm, Studien über seine Arbeit. Das macht Spaß und ist ungeheuer lehrreich. Gar nicht so sehr im Hinblick auf Neues, das ich vorher über Figurenentwicklung nicht wusste. Vielmehr dient das dem Sich-bewusst-machen von Dingen, die im Grunde seltbstverständlich sind und, bei einer gewissen Erfahrung, automatisch ablaufen. Hawks (und seine Drehbuchautoren wie William Faulkner oder Leigh Brackett) waren in den Vierziger Jahren bekannt für ihre interessanten Geschlechterkonstellationen. Mal sehen, was davon es letztlich in den nächsten Roman schaffen wird.

06. Februar 2007


Das ist Motte. Musste jetzt mal sein. Hundebesitzer haben Verständnis. Und sie IST in dem Alter, dreizehn, in dem man so was tragen kann.

01. Februar 2007

Die Gewinnerin des GIEBELSCHATTEN-Wettbewerbes steht fest. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit (genaugenommen unter meinem Schreibtisch) und größter Fairness (mit geschlossenen Augen) wurde folgende Siegerin ermittelt:
Eva Müller aus Hösbach.
Glückwunsch! Das signierte GIEBELSCHATTEN-Exemplar geht diese Woche in die Post. Allen anderen herzlichen Dank fürs Mitmachen; jeder sollte unabhängig vom Hauptpreis signierte Lesezeichen und Autogrammkarten bekommen haben. Falls jemand übersehen wurde - bitte melden!