20. August 2008

Schon mal von der "Sammlung Ehrig" gehört? Ich bis vor ein paar Wochen auch nicht. Dann bin ich durch Zufall darüber gestolpert. Heinz-Jürgen Ehrig (1942-2003) hat über Jahrzehnte hinweg Europas vermutlich größte private Sammlung phantastischer Literatur zusammengetragen. Bei seinem Tod vor fünf Jahren waren das rund 130.000 Bücher, Hefte, Zeitschriften und andere Medien. In einem ehemaligen Gasthaus bei Berlin, umgebaut zu einem riesigen Archiv, wird all das gelagert und von seiner Witwe Marianne Ehrig (die als "Marianne Sydow" selbst eine Menge Science-Fiction veröffentlich hat) erhalten und katalogisiert. Um das Erbe ihres Mannes und die Geschichte des Genres in Deutschland zu bewahren, gibt sie seit einiger Zeit einen Bestandskatalog für Interessierte heraus, der bislang bei Heft 8 und gerade mal dem Buchstaben C angekommen ist; zu jeder Ausgabe gibt es eine CD-Rom, auf der alle gescannten Titelbilder, Buchrücken und Rückseiten der gelisteten Bände gespeichert sind. Weil es aber zu wenige Abonnenten des Kataloges gibt (und die CDs offenbar munter raubkopiert und verteilt werden), ist das gesamte Projekt gefährdet. Den Aufwand, zigtausende Bücher zu erfassen und zu scannen, kann man sich vorstellen - und das alles für knapp fünfzig Abonnenten. Nun hat sich Marianne selbst ein Ultimatum gestellt: Wenn nicht mindestens einhundert Bestellungen zusammenkommen, wird sie das Ganze abbrechen - und damit notgedrungen eine der größten Schatzkammern internationaler Phantastik hinter Schloss und Riegel verstecken.
Jedes Heft mit CD kostet 20 Euro, geplant sind knapp 50 Lieferungen - über mehrere Jahre hinweg. Das ist nicht billig und ganz sicher nichts für den gelegentlichen Fan. Aber wer ernsthaft etwas für den Erhalt dieser unglaublichen Bibliothek tun und mit einem eigenen Bildarchiv daran teilhaben will, kann hier ein Abo bestellen.
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In den Bereich "Filme" haben wir ganz neu den Trailer zu SCHOOL´S OUT 2 eingestellt, den EMS damals für die deutsche DVD zusammengefrickelt hat. Abgesehen von der reißerischen Erzählerstimme ganz nett - nur warum ausgerechnet die einzige Szene des Films, mit der ich echte Probleme habe (der Dialog auf der Hollywoodschaukel (!)), in dem ansonsten doch sehr actionlastigen Trailer auftaucht, bleibt rätselhaft.
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Kontrastprogramm: Bei den Recherchen zum nächsten Roman bin ich über ein sonderbares YouTube-Video zu einem Musikstück von Scott Walker gestolpert, das zugleich unheimlich, bizarr und todtraurig ist. Irgendwo zwischen David Lynch, Matthew Barney und Jan Svankmajer, dabei auf eigenwillige Weise wunderschön. Fragt nicht, was Scott Walker mit dem neuen Buch zu tun hat. In einem Jahr mehr dazu. (Und nicht wundern: Das Bild setzt erst nach knapp vierzig Sekunden ein.)