21. Dezember 2006

Ein normaler Tag, kurz vor Weihnachten:
Am frühen Morgen ausgiebiger SMS-Dialog mit dem Sohn, der mit einer Autopanne irgendwo in Neuseeland sitzt und auf jemanden wartet, der den Mietwagen repariert. Parallel dazu die ersten Seiten korrigiert. (Band 3 ist fertig, seit gestern lese ich ihn zum ersten Mal am Laptop Korrektur.)
Mehr Seiten gelesen und bereinigt. Zwischendurch diverse E-Mails beantwortet.
Telefongespräch mit dem Autor des VATIKAN-VERSCHWÖRUNG-Hörspiels. Was muss gekürzt werden? Welche Figuren kann man streichen oder zusammenfassen? Warum sind manche Motivationen so kompliziert? Dies ist die zweite Diskussion dieser Art, und diesmal sind wir uns in allem mehr oder minder einig.
Weiter korrigiert. Bücher verpackt und verschickt. Mindestens drei Paketboten die Tür geöffnet. Noch mehr korrigiert.
Ein Päckchen von Ehapa geöffnet, mit dem Probedruck des zweiten WELLENLÄUFER-Comics. Erst einmal gründlich die Reihenfolge der losen Blätter durcheinandergebracht. Neu sortiert. Noch mal neu sortiert. Zur Seite gelegt, da erst nach Weihnachten benötigt.
Telefonat Nummer zwei: Gibt es schon Probeseiten für die andere geplante Comic-Adaption? Offenbar noch nicht.
Und wieder korrigiert. Kurz aufgehört um zwei Hörproben des SEIDE-UND-SCHWERT-Hörspiels anzuhören: Nugua und Yaozi, Niccolo und Wisperwind. Für sehr schön befunden.
Und wieder Korrektur, übrigens im brandneuen Stressless-Sessel (www.stressless.de). Gute Investition, macht nur das Aufstehen zu einem langwierigen Akt.
Steffi kommt nach Hause. Ich darf sie nicht wie üblich begrüßen, da womöglich das Weihnachtsgeschenk mitgebracht wird. Also bleibe ich im Arbeitszimmer sitzen. Auch gut, denn das heißt: MEHR Seiten korrigieren, nicht den Sessel verlassen.
Am Ende 130 Seiten geschafft, sehr ordentlich im Vergleich zu gestern, da waren es nur knapp über 70. Ein Grund: Nur zwei Anrufe heute. Sonst klingelt das Telefon vier- bis achtmal am Tag.
Zuletzt aufs Sofa gefallen und die ersten Minuten der Costa-Botes-Dokumentationen über die "Herr der Ringe"-Filme auf den neuen amerianischen Special Editions angeschaut. Nach zwanzig Minuten die Erkenntnis, dass ein Eintrag im Journal mal wieder angebracht wäre. DVD auf Pause gestellt. Hingesetzt. Das hier geschrieben. Fertig für heute.

15. Dezember 2006

Das neue Kontaktformular ganz unten auf der Startseite hat dazu geführt, dass es plötzlich E-Mails hagelt - von denen ich leider die allerwenigsten beantworten kann. Ich bin noch nicht sicher, ob es in dieser Form bestehen bleiben wird, zumal viele Fragen schon diverse Male im Forum beantwortet wurden. Andererseits kommen dann und wann auch Mails, die mich aufhorchen lassen. So wie diese von einer besorgten Sozialpädagogin:

"Da ich großes Interesse an Fantasy-Literatur für Kinder habe, habe ich Ihr Hörbuch DAS STEINERNE LICHT ausgeliehen. Leider musste ich es vorzeitig abbrechen, da ich mich (obwohl ich kein Kind mehr bin) gegruselt und geekelt habe. Die häufige und umfangreiche Darstellung von Untoten und ihrem Aussehen und von Verletzungen finde ich für kein Kind angemessen und meine Kinder sollten soetwas auf keinen Fall lesen. Nach dieser Erfahrung frage ich mich, ob nicht sogar eine Altersbeschränkung für Bücher nützlich wäre. Da ich selbst Sozialpädagogin und in der Kinderarbeit tätig bin, war es mir wichtig, Ihnen meine Kritik mitzuteilen. Ich finde es sehr schade, dass Sie Ihr Talent dazu einsetzen, solche Dinge zu schreiben."

Nun denn. Darstellungen von Tod und Gewalt haben in Jugendbüchern während der vergangenen Jahre zweifellos eine Wandlung erfahren. Ein offensichtlicher Grund ist der laschere Umgang mit diesen Themen in sämtlichen Medien. Fakt ist, Jugendliche wachsen mit visualisierter Gewalt auf. Und ich behaupte: Sie können sie vertragen. Ich würde keine Szene in eines meiner Bücher schreiben, von der ich annähme, dass ich selbst sie mit zwölf nicht verkraftet hätte. Was vielleicht das Grundproblem dieser E-Mail auf den Punkt bringt: DAS STEINERNE LICHT ist ein Jugend-, kein Kinderbuch. Und das macht in der Tat einen großen Unterschied in allen Bereichen eines Romans - beim Schreiben, Vermarkten und Lesen. Die Empfehlung des Verlages lautet "ab 12 Jahre". Das ist ein Alter, in dem manche schon Stephen King lesen, ganz sicher Tolkien. Bücher also, die gar nicht erst in einer bestimmten Alterskategorie positioniert werden. Die Schwierigkeit scheint mir vielmehr zu sein, dass dünnhäutige Erwachsene IHR Problem mit negativen Emotionen (in diesem Fall "Grusel" und "Ekel") auf Kinder und Jugendliche projizieren. Aber beim Schreiben geht es nun einmal genau darum: um das Erzeugen von Emotionen ALLER Art. Das ist Geschichtenerzählen. Egal, für welches Alter.
Abschließend: Die Diskussion um Gewalt und Tod in Medien für Jugendliche hat natürlich einen gewaltigen Bart und wird hier ganz sicher nicht neu aufgerollt werden. Interessant daran ist lediglich, wie begrenzt "deutsch" dieses Problem ist. In den USA wurde ich vom Verlag höflich gefragt, ob ich vielleicht den vage angedeuteten Sex zwischen Jolly und Griffin aus DIE MUSCHELMAGIER streichen könnte - man könne davon ausgehen, dass hunderte öffentliche Büchereien den Roman deshalb nicht einkaufen würden. (Ich habe abgelehnt.) Auch hat meine US-Lektorin bereits mögliche Probleme aufgrund der Höllendarstellung in DAS STEINERNE LICHT eingeräumt. Ich bin sicher, viele Sozialpädagogen in Deutschland schütteln genau darüber den Kopf, lächeln herablassend über amerikanischen "Fundamentalismus" und freuen sich, dass hier bei uns alles so viel offener und liberaler ist. Ja, richtig, darüber freue ich mich auch. Aber: Das deutsche Problem mit Gewalt in Medien, die Jugendlichen auf diese oder jene Weise zugänglich sind, ist nicht weniger verbohrt. Nicht weniger altbacken. Und nicht weniger weltfremd.

14. Dezember 2006

400 Seiten Band 3. Es geht nun definitiv aufs Ende zu. Der Showdown ist gelaufen, nun fehlen noch die letzten zwei, drei Kapitel. Und ich bin noch immer nicht sicher, ob das Buch einen Prolog braucht oder nicht. Der, den ich geplant hatte, müsste knapp ein Jahr vor Band 3 spielen, damit auch vor Band 1 und 2 (bzw. NACH dem Prolog des ersten Bandes, aber VOR dem Rest des Buches). Das klingt verworrener, als es ist, bringt aber auch ein anderes Problem mit sich: SEIDE UND SCHWERT beginnt mit der Zeitangabe "China während der Qing-Dynastie, 1760 n. Chr.". Dies bezieht sich auf den Prolog (Nugua und Yaozi im Bergwald), der überwiegende Teil des Romans spielt zehn bis zwölf Monate später, also 1761. So steht es dann auch am Beginn von Band 2 und gilt entsprechend auch für das letzte Buch. Was aber soll ich vor einen Prolog schreiben, der wiederum im Jahr zuvor stattfindet? Konsequent wäre es, die Zeitangabe auch hier, wie in SEIDE UND SCHWERT, auf die Rückblende zu beziehen, demnach 1760. Nur: Könnten Leser das missverstehen, wenn das vorhergehende Buch doch 1761 stattfindet? Oder sollte man die Angabe lieber HINTER den Prolog schieben? Wer jetzt die Stirn runzelt und keine Ahnung hat, wovon ich hier gerade rede, hat das Grundproblem bereits erfasst ...

11. Dezember 2006

Es gab Zeiten, da fiel mir nichts leichter, als das Finale eines Romans. Den Showdown von SCHWEIGENETZ - circa 1993 - habe ich innerhalb weniger Tage geschrieben und kaum etwas anderes nebenbei gemacht. Aus dieser Zeit stammt noch immer mein persönlicher Rekord von 25 Seiten an einem Tag. Lang ist´s her. Heutzutage habe ich das Gefühl, dass ich für den letzten Teil eines Buches eine halbe Ewigkeit brauche. Auf meinen üblichen Seitenschnitt pro Tag komme ich nach wie vor - nur sitze ich Stunden länger daran als sonst, und das Schreiben selbst bereitet mir ein Vielfaches an Kopfzerbrechen. Ein Grund dafür liegt auf der Hand: Beim Finale einer 1200-Seiten-Geschichte müssen zahllose Dinge beachtet werden, auch weil hier ja nicht nur reiner Plot, also äußere Handlung, abgeschlossen wird, sondern auch die emotionalen Fäden aller Figuren zusammenlaufen bzw. aufgelöst werden müssen. Das ist kompliziert, gerade bei mehreren Hauptpersonen, und prädestiniert dazu, Dinge zu übersehen. (Wie stand gleich Nugua zu Wisperwind? Was bedeutet es für Niccolo, wenn Figur X Figur Y tötet? Und so weiter, und so weiter.) Also: Ich gräme mich gerade ein wenig, aber das gehört dazu, schätze ich. Interessant daran ist allemal, dass gerade Passagen, die auf den Leser sehr dramatisch und temporeich wirken sollen, quasi in Zeitlupe entstehen. Manchmal sogar als Standbild. Das sind die Momente, in denen ich ewig ums Laptop kreise, weil ich das Gefühl habe, jetzt eigentlich endlich mal die Geschichte weiterbringen zu müssen, tatsächlich aber den Kopf voll habe mit dem, was gerade im Inneren einer Figur abläuft. Dabei entstehen dann gern innere Monologe, die bei der Überarbeitung drastisch gekürzt oder ganz gestrichen werden. Und, was ebenfalls dazu gehört: Frust am Abend, weil ich das Gefühl habe, das war heute mal wieder gar nichts - um dann am nächsten Tag beim Korrigieren festzustellen, dass ein paar der besten Momente des Romans dabei herausgekommen sind.

6. Dezember 2006

LANZE UND LICHT ist der Titel des zweiten Wolkenvolk-Bandes. Gerade eben kam druckfrisch das erste Exemplar bei mir an. Auf dem Cover sind Mondkind und - sehr klein im Hintergrund - Niccolo zu sehen, die sich auf Riesenkranichen hoch oben im Gebirge eine Verfolgungsjagd liefern. Berge und Himmel sind in Blau gehalten, hinter den Gipfeln geht rötlich die Sonne auf. Rosa, genau genommen. Was, wie schon das Orange bei Band 1, eine ziemlich mutige Farbentscheidung ist. Sehr leuchtend, sehr auffällig.
Die Szene selbst stammt direkt aus dem Roman - nach DIE MUSCHELMAGIER erst das zweite Mal Mal, glaube ich, dass auf einem meiner Bücher ein exakter Moment aus dem Buch als Coverillustration erscheint. Zumindest fällt mir gerade kein anderes ein (die SIEBEN-SIEGEL-Bände einmal ausgenommen) ...
LANZE UND LICHT wird ab Mitte Januar an den Buchhandel ausgeliefert, sollte als in der zweiten Monatshälfte in den Geschäften auftauchen.
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Die Dreharbeiten zu DAS GELÜBDE sollen Ende März beginnen. Kürzlich fand erst wieder ein Casting für Nebenrollen statt. Es scheint also voranzugehen.
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Ich stecke derzeit mitten im Finale des dritten WOLKENVOLK-Bandes und melde mich daher nicht ganz so oft hier im Journal zu Wort, wie ich es eigentlich geplant hatte.
Derzeit jongliere ich die üblichen Probleme aller Showdowns: Wer ist gerade wo? Und warum noch gleich? Und wäre es nicht günstiger, wenn er/sie gerade wonanders wäre? Das gröbste Kopfzerbrechen habe ich allerdings hinter mir, jetzt läuft es wieder flüssiger. Fest steht, dass der Band etwas umfangreicher wird als die beiden ersten.